Jahreshauptversammlungen
Jahreshauptversammlung 2024
Exkursion im Rahmen der
Jahreshauptversammlung 2024
Rotes Höhenvieh alter Zuchtrichtung e.V.
Alsbach-Hähnlein
Text und Bilder: Hans Tolksdorf
Exkursionsbericht: Im Rahmen der diesjährigen Jahreshauptversammlung des bundesweit aktiven Vereins Rotes Höhenvieh alter Zuchtrichtung e.V. haben wir am 28.09.2024 eine Exkursion zu den Herden von unserem Vereinsmitglied Bettina Fay in Alsbach Hähnlein durchgeführt.
Um 10 Uhr morgens treffen wir uns an der Betriebshalle in Alsbach-Hähnlein.
Wir werden von Bettina Fay ihren Hunden und der dort befindlichen Bullen- und Ochsenherde begrüßt. Nachdem sich alle Teilnehmer*innen eingefunden haben, beginnen wir mit einem kleinen Umtrunk vom hauseigenen Streuobstwiesen-Apfelsaft und leckeren Häppchen vom Roten Höhenvieh.
Nach dieser willkommenen Stärkung, ersten Austauschgesprächen, Begutachtungen der Bullenherde und einer kleinen Vorstellungsrunde fahren wir in Fahrgemeinschaften zu vier weiteren Standorten.
Insgesamt hat Bettina Fay etwa 100 Tiere Rotes Höhenvieh in Herdbuch- und Mutterkuhhaltung. Sie bewirtschaftet mit ihren Tieren unter anderem die Naturschutzflächen (Auenstandorte) der Altneckarlachen von Alsbach. Jedoch plant Bettina zukünftig den Bestand in ihrem Betrieb etwas zu reduzieren.
Am ersten Standort angekommen, treffen wir auf eine Herde mit ca. 25 Tieren. 13 davon sind Kühe oder Färsen – die meisten Kühe mit ihren Kälbern bei Fuß. Sofort fällt auf, dass die Tiere auf keinem üblichen Standort stehen. Im Hintergrund der Weide erstreckt sich ein großes Schilffeld, das von den Tieren ebenfalls beweidet wird. Bettina Fay berichtet, dass die Rinder das Schilf gerne fressen. Die Konstitution ihrer Tiere gibt ihr Recht. Die ersten Tiere hat Bettina im Betrieb von Vereinsmitglied Familie Haberlach erworben und damit ihre Herde aufgebaut. Ein stückweit kann man den Tieren ihre Herkunft noch ansehen; sie stehen vereinzelt etwas mehr im „Milchtyp“, als man das für gewöhnlich kennt. Auch sind die Tiere auffällig großrahmig. Die Familie Haberlach hat als einer der wenigen Betriebe mit Rotem Höhenvieh einen aktiven Milchviehbetrieb und damit auch einen besonderen züchterischen Schwerpunkt, was sich insbesondere zu Beginn der Zucht auch im Typ der Tiere zeigte.
Aber zurück zu den Tieren von Bettina Fay: Sehr typvolle Tiere finden sich aber ebenso in dieser Herde und der Nachwuchs lässt viel Zukunftspotential erkennen. Neben Fördermitteln für die Bewirtschaftung dieser Extremstandorte spielt natürlich auch die Vermarktung von Schlachtvieh eine entscheidende Rolle. Die mitlaufenden Kälber sind durchweg in einer sehr guten Konstitution und gut bemuskelt. An den Diestelsamen, die an den Schwanzquasten und zum Teil am Euter hängen, scheinen sich die Tiere nicht zu stören. Sie fallen wohl spätestens beim Fellwechsel ab. Das Rote Höhenvieh beweist seine ausgeprägte Anpassungsfähigkeit; auch auf solchen Standorten herausragende Leistungen zu bringen, wo andere Rassen mit vollen Mägen verhungern würden.
Trotz der Betriebsgröße fällt auf, wie ruhig und zugänglich die Tiere in der Herde sind. Natürlich kommt Bewegung in die Herde, als sie von fast 20 Personen beäugt wird, doch flüchten tut sie nicht und einzelne Tiere suchen regelrecht den Kontakt oder legen sich in all dem Trubel zum Wiederkäuen nieder. Auch das ist wertvolle, erstreben- und lobenswerte Zuchtarbeit.
Das führt uns zur zweiten Herde, wo auf (aus naturschutzfachlicher Sicht) ausgesprochen interessanten Flächen mit viel Wasser(vögeln) neun 4-7 jährige, weibliche Tiere weiden. Diese Tiere sind für die Schlachtung bestimmt, haben sich bisher jedoch erfolgreich darum gedrückt. Das Rote Höhenvieh scheint auch hier anpassungsfähig zu sein. Aber auch Charakter ist für Bettina ein Zuchtkriterium und deshalb werden diese etwas weniger menschenbezogenen Tiere keinen Bullen kennenlernen, auch wenn noch so hübsche Tiere dazwischen herumlaufen.
Nach einer Weile und interessanten Gesprächen fahren wir zur nächsten Herde. Hier warten vier Kühe mit Altbulle und Kalb auf uns. Hier berichtet uns Bettina noch einmal detaillierter von ihrer Zuchtauswahl, dem Betriebskonzept, der Vermarktung und der Bewirtschaftung der Naturschutzflächen.
Für die Vermarktung hat Bettina Fay eine GbR mit ihrem Lebenspartner gegründet, um die Fleischvermarktung gemeinsam zu organisieren.
Derweil können wir die kleine Herde mit dem stattlichen Bullen bestaunen. Insbesondere die Nachzucht, aber auch einige Kühe können sich richtig gut sehen lassen und sind ein Versprechen an die Zukunft dieses Betriebes.
In Sachen Zukunft hat Bettina auch schon vorgesorgt. Ihr Altbulle Ingard von der ehemaligen Betriebsgemeinschaft Müller/Hesse wird wohl seine letzte Decksaison auf dem Betrieb verbringen und so führt sie uns zur nächsten und letzten Herde für den heutigen Tag.
Hier wartet die nächste Generation auf uns. Jungbulle Irom vom Betrieb Jeuken hat hier Einzug gehalten und kümmert sich um etwa acht junger Damen. Auch hier sind wieder Tiere zu sehen, die in das Konzept von Bettina passen.
Es ist deutlich zu sehen, dass die Tiere eine Handschrift haben und ist es nicht genau das, was das Rote Höhenvieh auch ausmacht? Diese Anpassungsfähigkeit und die große Bandbreite in der diese Tiere eingesetzt werden können und sich dahingehend auch präsentieren sind immer wieder erstaunlich. Bettina kann stolz auf ihre bisherige züchterische Arbeit sein und hat ihre eigene Zuchtphilosophie gefunden, die Früchte zu tragen scheint.
Ein starker Regenschauer zwingt uns zum Aufbruch und so machen wir uns auf den Weg zu unserem Sitzungsort, wo wir unsere diesjährige Vereinssitzung durchführen.
Vielen Dank, dass wir auf diesem Weg einen Einblick in deine Herde erhalten durften Bettina!