Die Vielfalt des Roten Höhenviehs
Das Rote Höhenvieh wurde bis in die 1960´er Jahre zur Feldarbeit eingesetzt. Insbesondere in den Mittelgebirgen war es den landwirtschaftlichen Betrieben nicht möglich, Pferde oder gar Maschinen einzusetzen. Wo die Böden ertragsschwach waren, konnte kein kostbares Getreide für die Pferdefütterung aufgewendet werden, so dass man auf die genügsamen Rinder angewiesen war. Sie konnten auch aus dem mageren Grün der Mittelgebirgswälder und -wiesen ausreichend Energie schöpfen, um in der Feld- und Waldarbeit eingesetzt zu werden.
Nicht selten ernährte eine Kuh eine Familie. So lebte sie oftmals mit der Familie unter einem Dach, wurde gemolken, zur Feldarbeit eingesetzt und der Nachwuchs wurde schließlich geschlachtet. So war das Rote Höhenvieh eine echte DREINUTZUNGSRASSE!
Durch die Verdrängung durch spezialisierter Rassen (Fleisch oder Milch) und die aufkommende Industrialisierung mit motorisierter Feldarbeit, verschwanden die Einsatzmöglichkeiten dieser Rasse zunehmend.
Heute werden ihre besonderen Eigenschaften wieder geschätzt und so findet das rote Vieh in der ein oder anderen Nische seine Daseinsberechtigung wieder.
Naturschutz
Der Naturschutz möchte ein möglichst leicht gebautes Rotes Höhenvieh einsetzen, dass die Grasnarbe- und feuchte Wiesen schont, zudem robust und widerstandsfähig ist und mit magerer Ernährung auskommt bzw. sich auf Extremstandorten bewährt.
Für diese Gruppe ist das Zuchtziel ein klein- bis mittelrahmiges Rind zu züchten, dass möglichst leicht gebaut- und genügsam ist.

Milchbetriebe
Die Milchbetriebe züchten auf gute Milchleistung. Das Rote Höhenvieh wurde historisch als Dreinutzungsrasse gehalten. Arbeitsleistung, Fleischleistung und Milchleistung ernährten ganze Familien in den Mittelgebirgsregionen. Auch heute hat das Rote Höhenvieh noch eine respektable Milchleistung bei gleichzeitig hohen Milchinhaltsstoffen, wenngleich sie in Bezug auf die Milchmenge natürlich mit Hochleistungs-Milchrassen nicht mithalten können.
Betriebe, in denen die Milchleistung im Vordergrund steht, profitieren von den eingekreuzten Angler-Rindern im Rahmen der Erhaltungszucht. Für sie stellt die Einkreuzung dieser Fremdrassen eher einen Gewinn, als einen Mangel dar.

Fleischbetonte Betriebe
Die fleischbetonten Betriebe, die Ammen- oder Mutterkuhhaltung betreiben, wünschen Vieh mit gutem Fleischansatz. Sie möchten das Rote Höhenvieh durch entsprechende Selektion schwerer züchten und achten dabei auf einen immer besseren Fleischansatz, insbesondere an den Oberschenkeln.
Insbesondere auf mageren Standorten kann hier das Rote Höhenvieh seine Stärken ausspielen. Seine Genügsamkeit ermöglicht ihm auch auf Basis niedrigwertiger Futtergrundlagen, einen guten Fleischansatz bei ausgezeichneter Fleischqualität zu generieren.

Ursprünglichkeit (Folklore)
Schließlich sind noch die Betriebe zu nennen, bei denen die Ursprünglichkeit der Rasse, die Urtümlichkeit im Aussehen und die (zumeist) breit ausladenden, lyraförmigen Hörner eine wichtige Rolle spielen.
Betriebe, in denen die Tiere auch der Folklore dienen sollen: Beim Fahren mit Fuhrwerken in Festzügen etwa. Auch gibt es Betriebe, die das Rote Höhenvieh als Zugrind für die Feld- und Forstarbeit einsetzen.
Hier kann das Rote Höhenvieh seine Charakterstärken voll ausspielen. Die gutmütigen, intelligenten und ruhigen Tiere lernen schnell und sind auch heute noch bei entsprechender Ausbildung als Arbeitstiere einsetzbar.
